Rauchen am Arbeitsplatz, in der Gastronomie und in öffentlich zugänglichen Räumen ist seit Jahren verboten. Das hat gute Gründe, auch wenn die Tabak-Konsumenten murren. Das Thema ist noch immer präsent und heftig umstritten. Wer aufs Rauchen nicht verzichten möchte, dabei aber seine Gesundheit und sein unmittelbares Umfeld schonen will, greift auf E-Zigaretten zurück. Doch besonders aus den USA stammen verschiedene Studien, die auch die Inhaltsstoffe der E-Zigaretten als gesundheitsschädlich einstufen. Was ist dran? Stimmen die Schreckensmeldungen oder sind E-Liquids tatsächlich die gesunde Alternative zum Nikotin?
Im folgenden Artikel werden die Mythen von harten Fakten mit den zusammengefassten Ergebnissen wissenschaftlicher Studien abgelöst. Auch strenge Verfechter des Nicht-Rauchens sollten anschließend etwas nachsichtiger gestimmt sein. Denn es gibt gute Nachrichten für die Konsumenten der E-Liquids ebenso für die „Passiv-Raucher“ in ihrer Umgebung.
E-Zigaretten dämmen den Nikotin-Konsum und das Rauch-Verhalten ein
Gleich vorweg: Wer sich schwer damit tut, mit dem Rauchen aufzuhören, für den ist die E-Zigarette eine gute Zwischenlösung. Die Erfolgsquote dabei liegt wesentlich höher als beispielsweise bei der Anwendung von Nikotin-Pflastern. Zu diesem Ergebnis kam eine britische Studie aus dem Jahr 2019, veröffentlicht in The New England Journal of Medicine. Hier der Link zur Studie
Nur 0,3% aller E-Zigaretten-Benutzer waren zuvor keine Raucher! Generell sind es meist Nikotin-Aussteiger, die die „Verdampfer“ nutzen. (D. Kotz et al, Deutsches Ärzteblatt 2018) Link zur Veröffentlichung im Ärzteblatt
Eine Langzeituntersuchung, die sich über die Jahre 2006 bis 2017 erstreckte, also über 11 Jahre, lieferte verblüffende Ergebnisse für Großbritannien. Diese Zahlen lassen sich sicher auch in Relation auf andere europäische Länder übertragen: Bis zu 70.000 Briten sollen pro Jahr aufgehört haben zu rauchen – die E-Zigarette stellten dabei eine Ausstiegs- und Zwischenlösung dar. Die SSA (übersetzt etwa: Die Gesellschaft für das Studium von Suchtverhalten) publizierte die Ergebnisse im Jahr 2019. (Addiction, Beard et al) Link zur Publikation
Im Dezember 2018 publizierte die SSA erneut in ihrer Zeitschrift „Addiction“ Forschungsergebnisse von Gary Chan, Kylie Morphett et al. Hier wird die Beobachtung festgehalten, dass der Nikotinkonsum über die letzten 50 Jahre hinweg stetig gesunken, dagegen die Zahl derer die, E-Zigaretten nutzen, anwächst. E-Liquids liegen europaweit im Trend. Dabei handelt es sich überwiegend um Ex-Zigarettenraucher. Nachzulesen hier.
Kein „schlechtes Vorbild“ für Jugendliche
Und wer bisher glaubte, dass Jugendliche einem neuen Hype verfallen und deswegen beginnen zu rauchen: Es stimmt nicht. Im Deutschen Ärzteblatt 2018 belegt ein Artikel (D. Kotz, D; M. Böckmann; S. Kastaun), dass sich die E-Liquid-Raucher zum größten Teil aus ehemaligen Nikotin-Konsumenten rekrutieren, nicht etwa aus „Einsteigern“, sondern überwiegend aus den „Aussteigern“. Link Ärzteblatt
Gleich mehrere wissenschaftliche Publikationen aus verschiedensten Ländern belegen dies zusätzlich.
2019, Britt Hallinberg et al, Tobacco Control: Jugendliche rauchen keineswegs vermehrt, seit es „Verdampfer“ gibt. Nachgefragt wurde bei 250.000 Jugendlichen zwischen 13 und 15 Jahren in England, Schottland und Wales. Das Interesse an der E-Zigarette war minimal. Link
In der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet postulierten Wissenschaftler aus Neuseeland im Jahr 2020, dass Jugendliche zwar vermehrt Verdampfer ausprobieren, aber sie nicht täglich nutzen. Bei Nichtrauchern bleibt es offenbar beim Experiment – nur 0,8% interessieren sich überhaupt dafür. Von einer neuen Suchtgefahr oder einem neuen, verführerischen Trend kann demnach keine Rede sein. Es scheint sich vielmehr folgende Entwicklung abzuzeichnen: Der Nikotinkonsum nimmt allmählich weltweit ab. Zahlreiche „Aussteiger“ greifen endgültig oder als Übergangslösung zu E-Zigaretten (Natalie Walker et al). Link
Parallel dazu scheinen Verdampfer bei deutschen Jugendlichen wieder an Beliebtheit einzubüßen. Dies ergaben Resultate der DEBRA-Studie, publiziert in der Ärzte-Zeitung im Mai 2019 (D. Kotz).
Der Tabak-Konsum sinkt – dank Tabakerhitzern
In der Zeitschrift Nicotine & Tobacco Research publizierten italienische Experten die Ergebnisse weiterer Beobachtungen (Masiero et al 2019): Raucher, die sich ohnehin Gedanken über die Risiken des Tabak-Konsums machen, greifen übergangsweise zur E-Zigarette und nutzen diese als Hilfe beim Rauch-Stopp. Link zum Artikel
Dabei wurden Versuche mit 210 Rauchern dokumentiert. Von diesen nutzten 70 nikotinhaltige Verdampfer-Liquids, 70 nikotinfreie „Placebo“-E-Zigaretten und weitere 70 stellten die Kontrollgruppe. Ein Viertel der Probanden, die die Verdampfer nutzten, waren am Ende von drei Wochen rauchfrei. Nur 10% aus der Nikotin rauchenden Kontrollgruppe schafften es, von den Zigaretten zu lassen. Alle Anwender der Verdampfer berichteten, dass sie am Ende der Studie weitaus weniger rauchten als zuvor.
Bei der Gruppe handelte es sich um Raucher, die von sich aus stark motiviert waren, die Nikotinabhängigkeit zu beenden. Doch möglicherweise gibt es ähnlich gute Resultate mit den Verdampfern, wenn beispielsweise aus medizinischen Gründen eine starke Notwendigkeit besteht, mit dem Rauchen aufzuhören.
Was ist drin in den Liquids – und wie „gesund“ sind sie?
Häufig taucht die Vermutung auf, die E-Liquids für die Verdampfer seien gesundheitsschädlicher als Nikotin und ihre Inhaltsstoffe zweifelhaft. Bei näherer Betrachtung erweist sich diese Annahme als unrichtig. E-Liquide sind nicht vollkommen frei von Stoffen, die möglicherweise Schaden anrichten könnten. Doch im Vergleich zu Tabak, der geraucht wird, sind die gemessenen Werte für solche Substanzen außerordentlich niedrig und obendrein chemisch flüchtig, das heißt, sie lösen sich weitgehend sofort in Luft auf, sobald der „Verdampfer“ ausatmet.
Im Labor wurden beide – Tabak-Rauch und der Dampf einer E-Zigarette – anhand ihrer Wirkung auf Kulturgewebe menschlicher Lungenzellen getestet. Über viele Stunden hinweg wurde beobachtet, was jeweils mit den Zellen passierte.
Die mit E-Liquid-Dampf „behandelten“ Zellen verhielten und teilten sich normal, erlitten keinerlei Schädigung, teilten sich planmäßig und nur wenige dieser Zellen starben ab. Dies war abhängig von der Menge an Dampf, der sie ausgesetzt wurden.
Unter Einfluss von Tabakrauch allerdings endeten Zellbewegungen und Zellteilung nach einigen Stunden vollständig. Letztendlich starben alle Zellen im Einflussbereich des Rauchs ab.
2016 publizierten David J. Nutt und Kollegen vom Imperial College London in der Zeitschrift The Lancet eine Risikobewertung von E-Liquids. Sie sind um 95% weniger schädlich als Tabakrauch. Link zum Artikel
Zu ganz ähnlichen Rückschlüssen kamen folgende Studien:
2014 ging es Prof. Peter C. Dartsch um die akute Toxizität (Giftigkeit) von E-Zigarettenrauch auf Lungenzellen: Kurzfristig gesehen blieben die Zellkulturen gesund und weitgehend funktionsfähig – im starken Gegensatz zur Wirkung von Tabakrauch. Bei hohen Konzentrationen ließen sich jedoch einige Funktionseinschränkungen beobachten. Link zur PDF
Im gleichen Jahr untersuchte Professor Dartsch an Lungenzellkulturen die langfristigen Auswirkungen von E-Liquiden: Abhängig von Marke und Zusammenstellung, konnten seine Untersuchungsberichte auch hier entwarnen: Die Zellkulturen blieben aktiv und gesund. Im Vergleich dazu ließ Tabakrauch die Zellkulturen nach und nach vollständig absterben. Link zur PDF
Zellmutationen führen zu Tumorzellen und damit Krebs. Inwieweit E-Zigarettendampf eine mutagene Wirkung hat, wurde ebenfalls in 2015 von Professor Dartsch überprüft: Er wendete einen speziellen Test (Ames-Test) an, mit dem nach standardisierten Methoden geprüft wird, ob und welche DNA-Veränderungen von welchen Stoffen ausgelöst werden könnten. Bei Tabakrauch ist davon auszugehen, dass längere Anwendung und größere Mengen das Risiko krankhafter Zellveränderungen stark erhöhen. Bei den E-Liquiden war dies eindeutig nicht der Fall, unabhängig von der Dosis. Link zur PDF
Passivraucher – immer noch ausgeliefert?
In Nicotine and Tobacco Research 2019 beteiligten sich Experten aus Litauen, der Schweiz, den Niederlanden und Frankreich an einer Studie zu den Inhaltsstoffen von E-Zigarettenrauch (Dainius Martuzevicius et al). Die Partikel, die bei Verwendung von Verdampfern in die Luft gelangen, sind hochgradig „flüchtig“, also chemisch instabil und sie verdampfen buchstäblich innerhalb von zehn bis fünfzehn Sekunden nach dem Ausstoß aus dem Gerät. Im Vergleich dazu wird die Luft von Tabakrauch stark und dauerhaft belastet: Die ausgestoßenen Teilchen sind stabil und werden von anderen Personen im Raum unweigerlich eingeatmet.
Jeder Passivraucher kennt das unangenehme Gefühl, wenn sich die Atemwege unter Einfluss des Tabakrauches zu verengen scheinen. Dieses Phänomen bleibt weitgehend aus, wenn einem eine Person mit Verdampfer gegenübersitzt.
Eine Studie aus dem Jahr 2012 weist bereits nach, dass ein Anteil an Formaldehyd im Verdampfer-Rauch etwa dem der normalen Atemluft entspricht und daher keinerlei gesundheitliche Relevanz hat. (Indoor Air 2013, T. Schripp et al; Department Material Analysis and Indoor Chemistry, Fraunhofer Wilhelm‐Klauditz‐Institut ). Hier der Link
Passivrauchen ist nachweislich ungesund und kann in vielen Fällen die gleichen Folgen nach sich ziehen wie sie Raucher selbst zu befürchten haben.
Die gute Nachricht für alle, deren Partner, Freunde oder Kollegen auf E-Zigaretten umsteigen: Alles, was das Gegenüber eines Verdampfers einatmet, ist letztlich die Atemluft des Rauchers, nicht etwa das Ergebnis eines Verbrennungsprozesses am Ende einer Zigarette! Entsprechend weniger unerwünschte Schadstoffe gelangen in die Atemluft.
Dies belegt beispielsweise eine Studie aus den USA von McAuley, TR, Hopke PK, Zhao J, et al. Comparison of the effects of e-cigarette vapor and cigarette smoke on indoor air quality. Inhal Toxicol 2012. Link zur Studie
Auch hier ließe sich die Liste der einschlägigen Forschungsarbeiten noch verlängern.
Fazit: Alle Zeitgenossen von Rauchern, die auf Verdampfer umsteigen, dürfen buchstäblich aufatmen.
Die Inhaltsstoffe im Detail
Über 200 Studien existieren zu den Inhaltsstoffen von E-Liquid! Die folgende Liste erhebt daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zudem sind die Hersteller seit der Einführung der Verdampfer bemüht, die Produkte immer weiter zu verbessern. Dass das Suchtpotential mit Hilfe der Tabakerhitzer sinkt und selbst Zellschäden wie durch Tabakrauch nicht beobachtet werden konnten, wurde bereits beschrieben.
Nikotin
Nikotin ist nun mal im Tabak enthalten. Doch beispielsweise die nordamerikanischen Ureinwohner, die den Tabak zu rituellen Zwecken nutzten und rauchten, entwickelten weder Suchtverhalten noch schädigten sie ihre Gesundheit damit.
Richtig, es entstehen bei der Tabakverbrennung einige Schadstoffe.
Doch Nikotin allein kann in kleinen Dosen beispielweise die Konzentration fördern und die Gehirntätigkeit anregen. Teilweise wird es heute als Therapeutikum bei Erkrankungen wie Alzheimer eingesetzt. Auch dazu gibt es Studien, unter anderem eine aus den USA (Dr. Amir H. Rezvani, Department of Pychiatry and Behavioral Sciences, Duke University Mecidal Center, Durham, NC, USA, 2001) Link zur Studie
Da Nikotin in der E-Zigarette eher verdampft als verbrannt wird, werden insgesamt sehr viel weniger Schadstoffe freigesetzt. Das Nikotin selbst wirkt nur in hoher Dosis toxisch – und wird es verdampft, statt verbrannt, hat es offenbar keine zellschädigende Wirkung.
In diesem Artikel sind mehrere Studien aufgeführt, die sich mit der Frage nach krankhaften Zellveränderungen durch Verdampfen von E-Liquiden und deren Einatmen beschäftigen. In allen Fällen blieben Beeinträchtigungen weit unter denen, die Tabakrauch auslöst oder konnten gar nicht erst beobachtet werden.
Der neuseeländische Wissenschaftler Dr. Laugesen hat mehrere Arbeiten zum Thema E-Zigarette und deren Auswirkungen im Vergleich zum Tabak-Rauchen vorgelegt. Diese kann in deutscher Sprache nachgelesen werden. Hier geht es insbesondere um das Krebsrisiko, das beim Verdampfen von Nikotin beinahe vernachlässigt werden kann. Nachzulesen hier.
Propylenglykol
Diese Substanz ist ausgezeichnet erforscht und wird vielseitig verwendet. Enthalten ist sie in Nahrungs-und Arzneimitteln so wie in allen Arten von Kosmetika. Wird es in verdampfter Form inhaliert, hat es keine Auswirkungen auf Zellen oder organische Funktionen. Dies wurde bereits im Jahr 1947 nachgewiesen, wie eine Studie belegt (O. H. Robertson, Department of Medicine, University of Chicago, USA, ASPET) Link
Glyzerin
Glyzerin gilt als ungefährliche Substanz – selbst wenn sie bei höheren Temperaturen angewendet und inhaliert wird.
1982 wurde dazu eine US-Studie vorgelegt (Yolanda S. Stein, Michael Jerry Antal Jr., Maitland Jones jr.,Princeton University, USA). Link
Eigentliche Schadstoffe
Sind überhaupt Schadstoffe in E-Liquids enthalten oder entstehen sie beim Verdampfen?
Bereits im Jahr 2012 wies ein Team aus polnischen, US-Amerikanischen und britischen Forschern nach, dass E-Liquide zwischen neun und 450-mal weniger Schadstoffe oder toxische Bestandteile haben als Tabakrauch. (Maciej Lukasz Goniewicz et al, 2012, Tobacco Control). Link hier
Dass die Hersteller von E-Liquiden ständig an ihren Mischungen arbeiten und dies durch Wissenschaftler überprüfen lassen, ist einer weiteren Dokumentation von Murray Laugesen Health New Zealand Ltd Christchurch, aus dem Jahr 2008 zu entnehmen. Link zur Dokumentation als PDF
Urinuntersuchungen führte Dr. Stephen S. Hecht vom Masonic Cancer Center, University of Minnesota, Minneapolis, MN, USA, im Jahr 2014 durch. Gemessen und verglichen wurden Schadstoffe im Urin von Rauchern und Liquid-Verdampfern. Das toxische Profil der Nutzer von E-Zigaretten schnitt dabei erheblich besser ab als das der Raucher. Zur Veröffentlichung der Untersuchung
Weitere Beobachtungen
Die Atmungsorgane der Nutzer von Verdampfern waren bei einer Langzeituntersuchung (Riccardo Polosa, Universität von Catania, Italien, 2015) unbeschädigt und gesund – verglichen mit denen von regelmäßigen Tabakrauchern. Link
Ein großes Problem starker Raucher sind die Schäden, die der Tabakrauch an den Zilien in den Atemwegen anrichtet: Die Ziliarzellen verändern sich. Zilien sind die Fortsätze dieser Ziliar-Zellen. Sie sind beweglich wie kleine Tentakeln oder Haare. Durch eine Art Flimmerbewegung oder einen Flimmerstrom transportieren sie Schleim und Flüssigkeiten bedarfsgerecht. Zilien und die von ihnen bewegte Schleimschicht schützen beispielsweise auch vor dem Eindringen von Krankheitserregern.
Starke Raucher bekommen dies zu spüren: Sie erkälten sich leichter, weil Bakterien und Viren über die nicht mehr funktionierenden Zilien beinahe mühelos bis in die Bronchien gelangen. Wer dagegen E-Zigaretten verwendet, hat diese Schädigungen nicht zu befürchten. Dies beweist eine Vergleichsstudie von 2015 (Peter C. Dartsch, Dartsch Scientific – Institut für zellbiologische Untersuchungen, Schongau, Deutschland). Link zur Studie als PDF